Wieso nimmt man eigentlich selten neue Herausforderungen an? Im Grunde genommen kann man doch nur lernen, auch wenn man scheitern würde. Dennoch verlässt man seine Komfortzone viel zu selten. Ich vermute, weil die Angst vor einem möglichen Scheitern zu groß ist und wir grundsätzlich – verständlicherweise – keine negativen Erfahrungen machen möchten. Und wenn man die eigene Welt verlässt, provoziert man automatisch neue Erfahrungen. Ich denke, dass diese aber genauso gut positiv sein können, vergisst man schnell und bleibt daher dort stehen, wo man ist. Möglicherweise etwas, was man später durchaus bereuen könnte.

Ich habe mich mal wieder auf Reisen begeben und mein Plan schlug vor allem bei meiner Familie nicht gaaaanz so gut an: Ich wollte zwei Wochen mit dem Auto nach Norwegen. Bis dato war alles fein. Als ich nebenbei erwähnte, dass ich auch im Auto schlafen werde und alleine fahre, schlug die Freude ein wenig um.

„Wieso willst du denn alleine fahren?“

„Bist du dir sicher, dass es eine gute Idee ist?“

„Das ist doch viel zu gefährlich alleine als Frau!“

„Wieso schließt du dich denn keiner Reisegruppe an, wenn deine Freunde keine Zeit haben, mitzukommen?“

„Und wehe, du meldest dich nicht jeden Tag wo genau du bist…“

„Was ist, wenn etwas passiert?“

„Wird dir da nicht langweilig?“

….das waren nur einige wenige Fragen und Kommentare, die ich während meiner Planung gehört hatte. Jedoch stand für mich bereits fest: Ich passe – wie immer – so gut es geht auf mich auf und werde das durchziehen. Es ist nicht der erste Urlaub alleine und ich möchte das so. Das einzige, was mich ins Grübeln gebracht hatte, war, ob ich wirklich 14 Nächte im Auto aushalte oder mir doch relativ schnell Unterkünfte suche… 😉 Um das direkt vorwegzunehmen: Es war sehr schnell sehr angenehm im Auto, nur die erste Nacht war ein wenig „Körper-Falterei“ 😉

So ging es also los, als erstes zu Freunden nach Neumünster und von dort dann nach Dänemark zur Fähre. Die Überfahrt war entspannt und bei strahlendem Sonnenschein genoss ich die Ruhe an Deck und den Ausblick zum Horizont. In Norwegen angekommen ging es erstmal zur ersten – und vorerst letzten – Unterkunft. Die erste und die letzte Nacht in Norwegen schlief ich in einer Unterkunft bzw. in einem Hotel, die restlichen Nächte im Auto. Die Dachtasche für das Auto war dafür eine große Hilfe, denn so hatte ich in der Nacht deutlich mehr Platz. Anders hätte ich wahrscheinlich draußen schlafen müssen 😉 Und dann ging die Reise auch schon so richtig los. Die Häuser wurden weniger, die Wälder und Berge mehr, viele Tunnel oder Brücken und überall war Wasser. Flüsse, Bäche, Fjorde, Wasserfälle und tatsächlich auch noch Schnee und Eis. Am Ende hatte ich zwischen -2 und 19 Grad alles dabei in den zwei Wochen.

Mein heutiges Bild des Tages ist eins von meinem absoluten Lieblingscampingplatz, den ich nur durch Zufall gefunden habe und auf dem zwei Übernachtungen gar nicht geplant waren. Ich hatte bereits „gedreht“ und fuhr schon wieder Richtung Westküste, um den Rückweg nach Kristiansand anzutreten, als ich diesen Traumplatz von der Landstraße aus sah. Die Sonne ging schon leicht unter, der Platz war komplett leer und lag direkt am Fjord mit Blick auf die Berge. Für mich war direkt klar: Hier bleibst du die Nacht und es wurden sogar zwei Nächte dort. Das Bild entstand am ersten Abend, als ich noch einen kleinen Spaziergang über den leeren Campingplatz machte.

Vangsnes, Norwegen, Mai 2023

Das war einer der Momente, in denen ich realisierte, was gerade alles geschah. Einer der Momente, in denen ich merkte, was mir dieser Urlaub brachte: neue Erkenntnisse für mich und mein Leben, Zufriedenheit, tolle Erlebnisse, neue Ideen, lustige Tollpatsch-Situationen, überwiegend positive Erfahrungen und vor allem Stärke! Denn ganz klar, den Mutigen gehört die Welt 🙂

Ich glaube, ich hätte noch zig andere Fotos nehmen können, aber dieses fühlte sich jetzt richtig dafür an, da es der Moment war, in dem ich oben genanntes realisierte. Weitere Bilder aus diesem wundervollen Urlaub werden sicherlich mit anderen Geschichten dahinter folgen 😉

Saludos,

eure Nonny

One Reply to “Den Mutigen gehört die Welt”

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